Beim Kinderyoga geht es darum, in der Stille seine Wurzeln zu stärken, damit die Flügel wachsen können.
Sei leise! Konzentrier’ dich! Mach vorwärts! Pass auf, dieser Baum ist viel zu hoch!
Bereits bei Kindern ist der Alltag getaktet und von Ängsten und gut gemeinten Ratschlägen geprägt. Zwischen Schule, Hausaufgaben, Musikunterricht und Fussballverein bleibt meist wenig Zeit zum Spielen, oder um in Ruhe die eigenen Gefühle wahrzunehmen.
Seit 2016 bietet Rebecca Boettcher Kinderyoga Kurse in Zürich und Richterswil und Yoga in der Schule an, um dafür Raum zu schaffen.
Immer öfter bietet sie auch Lehrerinnen und Lehrern in Schulen die Möglichkeit, sich mit dem Thema Achtsamkeit und Bewusstheit im Schulalltag weiterzubilden.
«Unser Schulsystem ist so aufgebaut, dass nicht die Stärken, sondern die Schwächen gefördert werden», bedauert die gebürtige Berlinerin und Mutter einer Tochter. Darin sieht sie die Wurzeln des Problems.
Es sei erschreckend, wie viele Kinder bereits in den untersten Stufen viel Druck aushalten müssen. Würde man da einen Gang zurückschalten, ginge es vielen Kindern besser und sie könnten ihre Talente entfalten.
Je länger man darüber nachdenkt, desto mehr scheint es, als ob der Stress immer früher anfängt und mittlerweile nahtlos ins Erwachsenenleben übergeht. Oder warum sind Seminare für Management-strategien, um Ziele zu erreichen und Stress zu reduzieren, so gefragt?
Kinderyoga führt zu mehr Ausgeglichenheit, verleiht den Kindern ein gutes Körpergefühl und verbessert ihre Konzentrationsfähigkeit.
«Durch Yoga und Achtsamkeitsübungen können wir unser Leben verändern und zwar in jedem Alter. Das Problem ist, dass wir mittlerweile den Zugang zu unseren Gefühlen verloren haben und verlernt haben, Emotionen auszudrücken», sagt die ausgebildete Kinderyogapädagogin.
Smileys auf unseren Smartphones können eine herzliche Umarmung oder persönliche Worte nicht ersetzen und genau darum gehe es beim Kinderyoga: Kinder sollen ihre Gefühle wahrnehmen und spüren, dass sie so, wie sie sind, genau richtig sind.
Damit werden ihr Selbstwert und ihr Selbstbewusstsein gestärkt. Spielerisch beschäftigen sie sich mit Wünschen und Ängsten, lernen zur Ruhe zu kommen und wie sie ihre Ziele erreichen.
Im Kinderyoga bei Rebecca findet jedes Kind seinen Platz: Alphatierchen üben sich im Zurücknehmen und ruhigere Kinder trauen sich mehr, sich zu öffnen.
Als Sozialpädagogin hat Rebecca Boettcher in Berlin und Zürich in der Krisenintervention gearbeitet. Hautnah erlebte sie die Geschichten junger Menschen, die vom System aufgegeben wurden, Missbrauch erlitten hatten oder suizidal gefährdet waren.
Die Frage, warum man nicht präventiv eingreift, um solche Schicksale zu verhindern und dem steigenden Druck entgegenzuwirken, sowie positive Erfahrungen durch jahrelange Yogapraxis waren für sie ausschlaggebend, sich für Kinder und Jugendliche stark zu machen. Sie sieht Yoga als ein Geschenk, das einem Kraft gibt und einen am Leben hält. Davon möchte sie in ihren Kursen, Workshops und Retreats für Familien anderen gerne etwas zurückgeben.
Die Kinderyoga Kurse finden in Zürich und Richterswil für verschiedene Altersstufen von Kleinkindern bis Jugendliche statt. Wenn man Glück hat, bekommt man noch einen Platz.
Übrigens: Kids Yoga Pädagogik bietet diesen Juni wieder ein Familien Yoga Erholungswochenende auf der Schweibenalp an und es gibt noch Platz.
Hier dazu mehr Informationen https://kids.yoga/yogareisen-mit-kind-schweibenalp/
TEXT: MARLEN CRISTOFARO-HIESTAND BILD: ANNA TOMCZAK