Plötzlich ist alles anders. Die Welt steht still. Vorbei ist es mit grenzenloser Freiheit und Selbstbestimmung. Es ist das Coronavirus, das uns dazwischen- funkt. Auf den ersten Blick. Der Himmel ist so blau wie schon lange nicht mehr. Die Welt dreht sich weiter. Los geht die Forschungsreise ins Innere. Es ist das bewusste Leben, das unter den verstaubten Mustern funkelt. Auf den zweiten Blick. Es stimmt, bei einer Krise geht es ans Eingemachte. Ob wir eisern gesparte Reserven in Form von Geld oder Nahrung antasten oder uns mit beiseitegeschobenen Themen auseinandersetzen müssen: Wir spüren am eigenen Leib, wo es eng wird. Körper, Geist und Seele zeigen uns, wo wir in unserem Leben stehen. Einige von uns haben in den letzten Wochen verschiedene Phasen durchlaufen. Von nicht ernst nehmen, über die Wut im Bauch auf der Suche nach einem Schuldigen bis hin zum Zusammenreissen und Akzeptieren. Mit letzterem sind wir bereit für das nächste Level und realisieren vielleicht auch die Chance, die sich hinter all dem verbirgt. Mit seinen eigenen Ängsten konfrontiert zu werden, ist unangenehm. Selten werden wir alle gleichzeitig gezwungen genau hinzuschauen. Aber genau an dem Punkt gelingt es uns, Dinge zu hinterfragen und mit etwas Mut zu ändern. Was ist meine Motivation, hinter meinem Tun? Geht es bei allem in erster Linie um ein selbstbestimmtes Leben, sogar wenn es auf Kosten anderer ist? Sich seine eigenen Werte ehrlich vor Augen zu führen und diese von neuem zu betrachten, kann eine unglaublich befreiende Erfahrung sein. Durch das Social Distancing wird uns bewusst, wer uns wirklich nah ist und mit wem wir uns gerne umgeben. Wenn wir Kinder in die Welt setzen, geht es auch darum zu wissen, was uns etwas bedeutet und welche Botschaft wir weitergeben möchten. Denn wir alle tragen etwas dazu bei, dass die Welt so ist, wie sie ist. Sich jetzt als Mutter oder Vater mit der Frage beschäftigen, ob das, was ich tue, mit meinen Werten übereinstimmt, bedeutet, sich aufrichtig um die Familie zu kümmern.
Glück suchen
In dieser Zeit sehnen sich viele nach dem, was man gerade nicht haben kann. Ein Kurztrip ans Meer, ein Shoppingtag mit der besten Freundin oder ein Cocktail an der Lieblingsbar – einfach wieder glücklich sein. Wir alle folgen bestimmten Mustern und nicht selten dienen diese der Ablenkung. Doch im Moment ist es nicht möglich zu flüchten. Weder in die Arbeit noch ins Fitnessstudio. Natürlich gibt es Onlineshops, die per Mausklick das kleine Stück vom Glück versprechen, doch selbst das hält nur ein paar Minuten. Was brauchen wir, um glücklich zu sein? Ich ermutige alle Eltern gemeinsam mit ihren Kindern, alte Muster vom Staub zu befreien und das Leben in den prächtigsten Farben funkeln zu lassen. Endlich das tun, was ihr schon immer tun wolltet: eine Glitzeryogastunde, sich einmal komplett im Sandkasten einbuddeln, einen grossen Kuchen backen, mit Sahne verzieren und dann die Nasenspitze reintauchen. Nicht weil es Sinn, sondern einfach weil es Spass macht. Sich lebendig und mitten im Leben zu fühlen, hat nämlich nichts mit der Suche nach dem grossen Glück zu tun. Es findet in den kleinen Augenblicken statt. Was wir jedoch als Glück empfinden, ist unsere Entscheidung und hinter jeder Entscheidung steht das eigene Interesse. Es liegt also an uns, was wir daraus machen. Um Glück wahrzunehmen, hilft es, die Welt wieder einmal durch Kinderaugen zu betrachten.
Farbe geben
Schon öfter habe ich darüber gesprochen, wie wichtig es in unserem Leben, aber auch im Leben unserer Kinder ist, Strukturen zu haben. Dabei geht es nicht um enge Leitplanken und Massstäbe, die wir uns auferlegen, um uns einzuschränken und unbeweglich zu machen. Denn wenn sie zu starr sind, fällt in Krisen, wie wir sie jetzt erleben, alles wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Was bleibt, ist Chaos. Es geht vielmehr um Rituale. Wenn Kinder im Leben integriert sind, beim Kochen helfen dürfen oder ein Ämtli übernehmen, fühlen sie sich gebraucht. Damit zeigen wir ihnen liebevoll: Du bist wichtig und ich traue dir etwas zu. Kinder lernen vom Abgucken und Imitieren. Und unsere Einstellung zum Leben färbt genauso auf sie ab, wie das, was wir tun. Jeder Mensch hat seine Tools, um sich zu beruhigen oder um mit Herausforderungen umzugehen. Das kann backen, lesen, telefonieren oder Gartenarbeit sein. Die aktuelle Situation ist für alle eine Chance, diese Dinge zu erkennen und es den Kindern vorzuleben. Yoga, Meditation und Atemtechnik sind ebenfalls wertvolle Unterstützter, um bei sich zu bleiben. Es spielt am Ende keine Rolle, was wir tun, um unser inneres Gleichgewicht zu finden. Man muss beginnen. Man muss anfangen. In welcher Farbe euer Leben funkelt, ist eine bewusste Entscheidung.
Namaste,
Rebecca & Kids Yoga